Seit November 2019 ist Michael Köllner Trainer des TSV 1860 München. Gegenüber dem DFB Journal spricht der 52-jährige über sein Engagement im Fußball.

Moralische Diskussionen über Newcastle United hält Michael Köllner für schwierig. Das verwundert viele Fans, ist der Cheftrainer in der Vergangenheit immer wieder mit gesellschaftlichen Themen aufgefallen. Kritik an der Inhaftierung von Boris Becker, Kritik an der Bundesregierung wegen Waffenlieferungen an die Ukraine, Kritik an der Corona-Politik und deutliche Unzufriedenheit mit der Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach – Köllner hat oft die sportliche Bühne für seine religiöse, gesellschaftliche und moralische Meinung genutzt. Das war wohl auch in der Vergangenheit so.

Köllner wurde aufgrund seines großen Engagements bereits vor 20 Jahren Mitglied im “Club 100” des Deutschen Fußball-Bundes. Ein Club für verdiente Ehrenämtler. Gegenüber dem DFB Journal erklärt der 52-jährige, dass es ihm wichtig sei, auch die Persönlichkeit seiner Schützlinge zu entwickeln. “Mein Ziel war es immer, nicht nur gute Fußballer aus den Jungs zu machen, sondern auch gute Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Wenn das aufgeht, ist es für mich die größte Errungenschaft”. Das Glück von Köllner hängt nicht von Auf- oder Abstiegen ab, meint er: “Ich lebe den Fußball aus dem Herzen heraus, trainiere und arbeite nicht spielklassenabhängig.” Der Fuchsmühler hat alle Altersklassengruppen bereits trainiert. Auch Trainer in der Kreisliga war er tätig. So jemand verliert nie den Kontakt zur Basis, sagt Köllner.

Auch ein Theaterstück soll Köllner mit einigen seiner Schützlinge in der Vergangenheit geschrieben haben. In dem es um Wechselwirkung zwischen Fußball und Gesellschaft geht, wie er erklärt. Auch damals seien diskriminierende und rassistische Vorfälle im Fußball ein großes Thema gewesen. Aufgeführt wurde es beim 75-jährigen Jubiläum der SG Fuchsmühl sowie auf einem Bezirkstag des Bayerischen Fußballverbandes.

Titelbild: IMAGO / Fotostand

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7 Kommentare

  1. Ich finde diese Diskussion ebenfalls schwierig. Natürlich wünscht sich niemand eine solche Konstellation im Fußball, aber wie soll man nun mit diesem Verein umgehen. Immerhin ist es für das Reglement der englischen Premier League kein Problem so einen Besitzer eines Clubs zu haben. Das finde ich nicht gut, aber es ist nun einmal die Realität.

    Wie wollen wir nun damit umgehen? Soll Newcastle United jetzt automatisch zum “Paria-Club” erklärt werden? Welche Auswirkung hat das auf die Fans der Magpies, eine extrem fussballverrückte Anhängerschaft, die ihrem Club immer die Treue gezeigt und bewiesen hat. War schon einmal jemand von Euch im St. James’ Park und hat diesen wahnsinnigen Support und die Stimmung erlebt?

    So sehr ich es immer begrüße, wenn sich Fan-Gruppierungen auch über den Fußball hinaus zu politisch oder gesellschaftlich wichtigen Themen positionieren, sehe ich hier bei einem einzelnen Club nur Verlierer in der Diskussion. Die Fans der Magpies konnten sich den Besitzer nicht raussuchen…

  2. Der Fussball sollte klar Stellung beziehen.
    Für allgemeine Menschenrechte.
    Für Gleichberechtigung von Frauen.
    Für freies Leben der eigenen sexuellen Orientierung.
    Für Religionsfreiheit.

    Davon Abstand zu nehmen, weil es die eigene Vereinspolitik, den eigenen Geldbeutel oder Befindlichkeiten von Sponsoren betreffen könnte, ist der falsche Weg. Man muss nicht jedem direkt auf den Tisch kacken, aber in der Sache darf man ruhig konsequent sein.

    Ob FIFA WM in Katar, ob damals die Distanzierung des FC Arsenal von Özil, ob es City Group oder PSG oder jetzt Newcastle sind… Man darf diese Themen ruhig zur Sprache bringen, und sich davon distanzieren. Ebenso übrigens wie die Kaperung der DFL-Lizenz mit einem Schein-Verein durch einen Salzburger Brausehersteller.

    • Ich finde grundsätzlich sollte keine Politik im Stadion betrieben werden. Allerdings begrüße ich klare Botschaften im Hinblick der von dir oben genannten Punkte, die unstrittig sind. Und die von jedem in der Gesellschaft gefordert und geschützt werden sollten.

      Ich hätte das Freundschaftsspiel nicht organisiert. Damit hätte man sich dann auch nicht äußern müssen. Die Frage ist einfach wie man nun damit umgeht. Man kann nicht nur dann moralische Botschaften senden, wenn es gerade passt und nicht unangenehm ist.

      • Ich bin auch ausdrücklich dafür, keine Politik im Stadion zu betreiben.
        Also, unter anderem:

        • kein Geld von menschenverachtenden Regimes nehmen
        • keine Politiker hofieren
        • Missstände an anderer Stelle klar und deutlich benennen
        • Gerechte Bezahlung von Frauen und Männern im Profifußball

        Wenn jeder Verein das umgesetzt hat – ja, dann braucht’s auch keine Politik mehr von Fanseite im Stadion. Bis dahin? Bitte weitermachen und nicht nachlassen.